Hintergrund
1945: Die Bewohner der Dörfer im InnHügelLand erleben, wie alle Deutschen, eine Zeit, in der nichts mehr so ist wie gewohnt: Die amerikanische Besatzungsmacht, Orientierungslosigkeit, Angst, Hunger, Begegnungen mit Fremdem und Fremden prägen den neuen Alltag. Viele Männer sind noch im Krieg oder in Gefangenschaft, die Frauen müssen die Arbeit der Männer mit übernehmen.
Vertriebene aus dem Sudetenland, aus Schlesien, Ostpreußen oder dem Baltikum kommen in die Dörfer: Traumatisiert, ohne Hab und Gut, ohne Wohnraum. In beengten Verhältnissen entstehen Spannungen, aber auch enge Beziehungen und Freundschaften mit den „Flüchtlingen.“
Zeitgleich leben noch ehemalige KZ – Häftlinge, Zwangsarbeiter, verwaiste Kinder, ausgebombte StadtbewohnerInnen und Evakuierte im Landkreis. In Lagern, ehemaligen Bunkern des Werks Aschau, im Schloss Jettenbach, dem Lager Stein in Aschau, werden sie untergebracht. Verunsicherte, teils an Leib und Seele verwundete Bürgerinnen und Bürger müssen irgendwie einen Neuanfang finden. Man arbeitet, orientiert sich neu: Über die Kriegserlebnisse, über die neue Situation der Dörfer, die durch die Vertriebenen teils um das Doppelte angewachsen, über Leute, die in der Partei waren oder im Widerstand, wird nicht mehr gesprochen.
Zum Projekt
Das Projekt Erinnern45 einer Gruppe Heimat- und Geschichtsinteressierter will gemeinsam mit dem Koordinator der Geschichtsarbeit des Landkreises, dem Verein für das Erinnern, dem Heimat- und Kulturkreis Jettenbach, dem Dorfforum Mittergars und dem Gemeindearchiv Aschau, an eine Zeit erinnern, die in diesen Dörfern größtenteils in Vergessenheit geraten ist.
Warum ist das Erinnern an diese Zeit notwendig?
Wie in der individuellen menschlichen Seele hinterlassen traumatische Ereignisse und vor allem der Versuch, sie zu verschweigen, auch in Dorfgemeinschaften Wunden, die auch nach Generationen nicht verheilt sind. Erinnern45 möchte darauf aufmerksam machen, dass nicht nur die Aschauer Bunker, die im Inn gefundene Geschossteile oder die von der Vertreibung herrührenden Graslitzer Holzkisten zu unserer Landschaft und unseren Haushalten gehören, sondern auch die Erlebnisse, die unsere Vorfahren und somit auch unsere Familien, unsere Gemeinschaft bis heute prägen.
Mit Zeitzeugengesprächen, historischen Vorträgen, Spurensuche-Wanderungen, Konzerten und einer Wanderausstellung im Kulturmobil des Landkreises Mühldorf möchte die Arbeitsgruppe Erinnern45, ganz ohne Schuldzuweisungen oder besserwissenden Zeigefinger, einen Beitrag zur Heimatpflege und zum Dorfzusammenhalt leisten.
Vorstellung des Projekts durch Ulrike Zöller am 6. März in Jettenbach:
Das Projektteam
Daniel Baumgartner, Koordinator der Geschichtsarbeit im Landkreis Mühldorf
Ulrike Zöller, Heimat- und Kulturkreis Jettenbach
Franz Langstein, 1. Vorsitzender "Für das Erinnern - Gedenkstätte Mühldorfer Hart e.V.“, Oberreith
Elvira Schreiner, 1. Vorsitzende im Heimat- und Kulturkreis Jettenbach
Franz Haider, Medienpädagoge, Wang
Michaela Bock, Bildungsbeauftragte der Pfarrgemeinde Aschau
Franz Wicho, Archivar der Gemeinde Aschau
Max Voglmaier, Dorfforum Mittergars, Thema Dienstagswandern und Geschichte